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Leben wir in einer Computer-Simulation?

So ziemlich jeder Mensch, der mit wachen Sinnen durch das Leben geht, blickt wohl gelegentlich hinter sich und sucht die  versteckte Kamera. Und wer im Berufsleben steht, wird sich wohl das eine oder andere Mal fragen: Ist das wirklich wahr, was hier gerade passiert? Steht das wirklich in der E-Mail, was ich da gerade gelesen habe? Und was zum Teufel macht das weiße Kaninchen hier im Büro?

In einer solchen Anwandlung abstruser Fragestellungen habe ich kürzlich das Buch von Jim Baggott „A Beginner’s Guide to Reality“ gelesen. Es schadet ja prinzipiell nicht, wenn man bei einer Frage gleich mal mit dem ganz Grundsätzlichen beginnt – pragmatische Antworten finden sich ja auch ohne Nachdenken von selbst.

Nun, über dieses Buch bin ich auf ein Gedankenexperiment des Philosophen Hilary Putnam gestoßen. Dieses Gedankenexperiment ist bekannt als „Brain in vat“ und findet sich in Filmen wie Matrix oder auch „The 13th Floor“ (in Deutschland verfilmt von Rainer Werner Fassbinder „Welt am Draht„) wieder. Die Grundidee ist, dass ein „böser Wissenschaftler“ das Gehirn eines Menschen in einem Tank mit einer Nährlösung aufbewahrt und dieses Gehirn nun über einen Computer mit elektronischen Reizen derart gefüttert wird, dass das Gehirn (der Teil des Menschen, dem man Bewußtsein zuspricht) denkt, es esse zum Beispiel gerade ein leckeres Vanilleeis.

Der Philosoph Nick Bostrom hat sich daran anschließend mit der Frage beschäftigt, wie wahrscheinlich es ist, dass wir, also eigentlich natürlich nur ich, der ich dies hier schreibe, ein Gehirn bin, dass in einem großen Marmeladenglas auf dem Tisch eines bösen Wissenschaftlers steht und von einem Computer mit Reizen gefüttert wird. Der Titel des Aufsatzes lautet „Are you living in a Computer Simulation?„.

Die Schlußfolgerung dieses lesenswerten Aufsatzes lautet, dass zumindest eine der folgenden drei Annahmen richtig ist:

  1. Die Menschheit stirbt aus, bevor sie das technologische Stadium erreicht, um Computer-Simulationen der Welt ihrer Vorfahren bauen zu können, oder
  2. die Menschheit erreicht dieses technologische Stadium, wird aber keine Computer-Simulation der Welt ihrer Vorfahren bauen, oder
  3. die Menschheit erreicht das technologische Stadium, um solche Computer-Simulationen zu bauen und tut dies dann auch, dann aber leben wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einer solchen Computer-Simulation.

Wie gesagt: Die These des Aufsatzes ist nur, dass mindestens eine der drei oben genannten Annahmen zutreffend sein muss. Ich persönlich präferiere aber die letzte der drei Annahmen. Oder ist es etwa nicht mehr als nur gelegentlich tröstlich, davon auszugehen, dass die Mails, die einen etwa im Berufsleben täglich erreichen, dem Computer eines „bösen Wissenschaftlers“ entstammen, aber nicht wirklich real sind.

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What’s the scientifc purpose of keeping a head alive in jar?

Brain in a vat. (C) 2004 by David Farley

 

2 Antworten auf „Leben wir in einer Computer-Simulation?“

Ich finde Reinkarnation als Gedankengang wenig reizvoll, weil mir nicht behagt, man müsste auch im Leben leveln wie in einem Computer-Spiel. Ich bin ganz zufrieden, wenn das Leben ein Single-shot ist und wir alle bereits das End Game spielen.

Interessanter Gedankengang und ja, die Logik ist bestechend.
Was, wenn die Simulation sogar das Thema Reinkarnation mit eingebaut hat. Sprich die Subjekte nach dem Tod aussortiert werden in:
a) Du hast das Nirwana erreicht, sprich bis „göttlich“ geworden und musst nicht wieder in eine Simulation
b) Du war schlecht in der aktuellen Simulation, wirst in der Zwischenwelt erst einmal „gereinigt“ und kommst dann erst einmal in einer niederen Lebensform zurück in die Simulation.
Interessant auch die Frage, wie es kommen kann, dass es von uns gesteuerte außerkörperliche Wahrnehmungen geben kann …

Ich habe den Artikel hier kurz verwendet: http://faszinationmensch.wordpress.com/2012/04/08/gibt-es-die-reinkarnation-doch/comment-page-1/#comment-5985

LG Martin

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